Trotz eigener Krankheit ein guter Elternteil sein - Tipps für Eltern
Eltern mit schweren Krankheiten stehen vor einer großen Herausforderung, da sie sich gleichzeitig um ihre Gesundheit und das Wohl ihrer Kinder kümmern müssen. Eine eigene Erkrankung und ihre Auswirkungen können Ihr Leben und auch Ihre Sicht auf sich selbst stark verändern. Womöglich können Sie für eine begrenzte Zeit oder länger nicht mehr die Dinge tun, die Sie sonst getan haben. Ihr Alltag verändert sich. Was aber bleibt ist: Ihr(e) Kind(er) sehen in Ihnen weiterhin ihren Vater / ihre Mutter. Sie sind und bleiben ein Elternteil – auch wenn sich Ihre Aufgaben der Elternrolle verändern mögen. Das bedeutet: Ihr Kind schaut auf Sie und wünscht sich Orientierung und Hilfe und Begleitung durch diese Zeit der starken Veränderungen. Nicht immer ist es Ihnen vielleicht möglich, diese Kraft und Fürsorge bei eigener Krankheit aufzubringen, aber wir möchten Ihnen hier einige Tipps mit auf den Weg geben.
6 Tipps um trotz eigener Krankheit für Ihr Kind da zu sein
Tipp 1: Kümmern Sie sich um sich selbst
Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen selbst gut geht. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie sich gut um Ihre Kinder kümmern. Gerade, wenn Sie in einer akuten Krankheitsphase sind, ist es in Ordnung, dass Ihre Bedürfnisse auch vorne stehen und es ist in Ordnung, auch mal nicht zu ‚funktionieren‘.
Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst: Es ist wichtig, dass Sie sich Zeit nehmen, um sich auszuruhen und Ihre eigene Gesundheit zu erhalten. Suchen Sie sich Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und versuchen Sie, Stress abzubauen.
Seien Sie geduldig mit sich selbst und erlauben Sie sich, Unterstützung anzunehmen, wenn Sie sie brauchen. Es ist wichtig, dass Sie Hilfe von Freunden, Familienmitgliedern oder professionellen Dienstleistern in Anspruch nehmen, um Ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen und Zeit für sich selbst zu haben.
Tipp 2: Stellen Sie sicher, dass Ihre Kinder gut versorgt sind
Es mag Phasen geben, in denen Sie emotional, zeitlich oder aus Kraftmangel nicht für Ihr Kind da sein können. Ein Klinikaufenthalt, eine schwere Krankheitsphase oder ein anstrengender Genesungsprozess sind für viele Eltern eine solche Phase. Oft hilft es, wenn Sie mit Ihrem Kind offen, aber wohlwollend darüber sprechen und erklären, dass sie wegen der Krankheit gerade nicht so viel Kraft haben. Wichtig ist, dem Kind das Gefühl zu nehmen, etwas falsch gemacht zu haben oder Schuld an der Situation zu haben.
Was Sie jetzt aber tun können ist, dafür zu sorgen, dass es eine andere verlässliche Person gibt, die für Ihr Kind da ist. Sollten Sie in einer Partnerschaft leben, besprechen Sie mit dem anderen Elternteil, wie Sie sich in diesen Phasen gut organisieren können. Das gibt Ihnen die Sicherheit und Ruhe, für sich selbst zu sorgen und Ihr Kind hat trotzdem ein stabiles Umfeld.
Hilfe durch Andere
Wer kann sonst noch helfen?
- Verwandte
- Freunde, Nachbarn
- Familienpflegedienste, die unter Umstände über die Krankenkasse oder das Jugendamt finanziert werden
- Weitere Hilfen zu Hause über das Jugendamt. Gerade für erkrankte Alleinerziehende kann das eine große Hilfe sein.
Tipp 3: Akzeptanz und Veränderung
Womöglich bringt die Erkrankung für Sie zeitweise oder dauerhaft körperliche, geistige oder andere Veränderungen mit. Vielleicht können Sie nicht mehr alles so tun, wie davor und können manche Aktivitäten mit Ihrem Kind nicht mehr so ausführen, wie früher. Auch wenn diese Veränderungen besonders schwierig auszuhalten sind und auch für Kinder nicht leicht zu verdauen, ist es wichtig zu lernen dies zu akzeptieren. Setzen Sie den Fokus auf die Dinge, die noch möglich sind. Selbst wenn es erst Mal nur das gemeinsame schauen der Lieblingsserie Ihres Kindes ist. Für Ihr Kind ist gemeinsame, schön verbrachte Zeit mit Ihnen wertvoll.
Tipp 4: Planen Sie Aktivitäten mit Ihrem Kind
Finden Sie Zeit mit Ihrem Kind, um Dinge zu tun, die Sie beide genießen. Das kann so einfach sein, wie gemeinsam ein Buch zu lesen oder einen Film anzuschauen. Hier gilt, es kommt nicht immer auf die Menge an, sondern auf die Qualität der Zeit, die Sie miteinander verbringen. Vielleicht können Sie eine halbe Stunde am Tag einplanen, in der Sie ganz für Ihr Kind da sind, wenn Ihre Erkrankung das zulässt.
Tipp 5: Sorgen Sie vor
Falls Ihre Diagnose auch ein frühzeitiges Sterben nicht ausschließt, ist es wichtig sich auch darauf vorzubereiten. Ein Testament und Patientenverfügungen geben Ihnen und Ihren Familienmitgliedern Sicherheit. Aber auch für Ihr Kind können Sie etwas hinterlassen, mit dem es sich auch nach Ihrem Tod an Sie erinnern kann. Schreiben Sie Ihre Wünsche und Gedanken für das spätere Leben Ihres Kindes auf. Notieren Sie Ratschläge oder Erinnerungen, die Sie in einigen Jahren mit Ihrem Kind geteilt hätten. Schaffen Sie positive Erinnerungen im Rahmen Ihrer Möglichkeit (Kleinigkeiten und Gemeinsamkeit können bedeutend sein). Begleiten Sie Ihr Kind bei einer altersgerechten Entwicklung und unterstützen Sie eine Ablösung von zu Hause bei jungen Erwachsenen ohne Schuldgefühle.
Beratungsstellen
für Sterbende
für Kinder und Jugendliche mit sterbenden Angehörigen
Tipp 6: Kindern eine möglichst normale Kindheit ermöglichen
Viele Kinder und Jugendliche können trotz Krankheit eines Familienmitglieds eine Kindheit und Jugend erleben, die altersgerecht ist und ihnen das Gefühl gibt, gut aufgehoben zu sein. Das ist auch wichtig für die psychosoziale Entwicklung der Kinder. Sie als Elternteil spielen dabei eine entscheidende Rolle:
Informieren Sie sich zu Auswirkungen von elterlicher Krankheit auf Kinder und Jugendliche; so können Sie mögliche psychosoziale Belastungen ihres Kindes früh erkennen. Auch können Sie so lernen, wie Sie Belastungen für Ihr Kind vermeiden. Lesen Sie hier in unserem Artikel, was Kinder brauchen, wenn ein Familienmitglied chronisch krank ist.
Ihr Kind wird Sie weiterhin als Vater oder Mutter sehen; Je mehr Sie es schaffen, trotz der Krankheit weiterhin ihre Elternrolle auszufüllen, desto mehr unterstützen Sie eine gesunde Entwicklung Ihres Kindes. Manche Krankheit und deren Auswirkungen machen es Eltern schwer alle Aspekte einer Elternrolle, die Sie sich wünschen, ausfüllen zu können. Wichtig ist, sich dann Hilfe zu suchen oder diese Aspekte der Elternrolle auf andere Vertrauenspersonen zu übertragen.
Kinder sollten nicht dauerhaft die Aufgaben von Erwachsenen übernehmen; Viele Kinder und Jugendliche erleben eine Krankheit eines Familienmitglieds als Kontrollverlust. Das Gefühl, nichts tun zu können damit die Krankheit verschwindet, kann für Kinder schwer auszuhalten sein. Einige Kinder übernehmen dann mit viel Stolz und Verantwortungsbewusstsein Aufgaben im Haushalt, kümmern sich um kleine Geschwister oder die erkrankte Person. Das ist in Ordnung, wenn es keine altersunangemessenen Aufgaben sind und das Kind nicht die Verantwortung für diese Aufgaben alleine trägt.
Die Spülmaschine einräumen und einen Tee zubereiten ist ok. Alleine dafür verantwortlich sein, dass die Wäsche gewaschen wird und Mittagessen auf dem Tisch steht eher nicht.
Je nach Krankheitsbild und Familienkonstellation ist es normal, dass Kinder und Jugendliche mithelfen. Manchmal lassen es die Lebensumstände gar nicht anders zu, als dass Jugendliche vergleichsweise viel Verantwortung für Aufgaben zu Hause übernehmen müssen. Studien haben herausgefunden, dass sich 13% aller Jugendlichen um ein krankes Familienmitglied und Aufgaben im Haushalt kümmern. Damit daraus keine dauerhafte Pflege-Verantwortung wird, ist es wichtig Kindern und Jugendlichen klar zu machen, dass es auch ohne sie geht und jede Hilfe freiwillig sein sollte. Denn: zu viel Pflege-Verantwortung kann bei Kindern und Jugendliche psychische Belastungen auslösen und sich negativ auf ihr Sozialleben und Schule / Ausbildung auswirken.
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es nicht für Sie verantwortlich ist; Viele Kinder und Jugendliche haben das Bedürfnis, die kranke Person in der Familie aufzumuntern und wollen dafür sorgen, dass es ihr auch emotional gut geht. Wenn sich Kinder aber verantwortlich für die emotionale Gesundheit der Person kümmern, kann das eine zu große Verantwortung sein. Die Kinder fühlen sich dann unter Umständen gestresst und verzichten auf Zeit mit Freunden oder Hobbies, um zu Hause zu sein.
Und zu guter Letzt: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind möglichst viel Spaß hat, Freunde trifft, Zeit für die Schule hat und auf seine Gesundheit achtet! Ihrem Kind mag es manchmal schwer fallen, sich Spaß zu erlauben, wenn es Ihnen zu Hause nicht gut geht. Ermutigen Sie Ihr Kind und machen Sie deutlich, wie wichtig es Ihnen ist, dass es Ihrem Kind gut geht.