Mit Kindern über Krankheit reden

Eltern stehen oft vor einem Dilemma, wenn es um die Thematisierung der Krankheit eines Familienmitglieds und der Zukunft geht. Zum einen möchten sie ihre Kinder schützen und ihnen keine Angst machen. Zum anderen lässt sich eine Krankheit nicht einfach unter den Teppich kehren. Kinder merken, dass etwas anders ist und verlangen Erklärungen – und so tut es auch oft das soziale Umfeld Ihres Kinders. Eine offene und ehrliche Kommunikation über die Krankheit ist wichtig und stärkt das Vertrauen zwischen Ihrem Kind und Ihnen. Es befähigt außerdem ihr Kind dabei, auf die Fragen von Freunden und seinem Umfeld selbstsicher zu antworten.

Was nun tun? Wir haben Ihnen fünf Tipps zusammengestellt:

5 Tipps für Eltern, um mit Kindern über Krankheit zu reden

Tipp 1: Holen Sie sich selbst alle Antworten zu den Fragen Ihrer Kinder

Informieren Sie sich selbst so umfassend über die Erkrankung, dass Sie diese selbst gut erklären könnten. Dann wird es Ihnen leichter fallen, mit Ihrem Kind über die Krankheit zu sprechen und Fragen zu beantworten. Machen Sie sich auch ein realistisches Bild davon, was auf Sie und Ihre Familie zukommen könnte in Bezug auf die Krankheit, ihre Auswirkungen und den Behandlungsprozess. In diesem Gedankenprozess ist es dann möglich, Wissenslücken und Unplanbarkeit zu erkennen. Schließen Sie eigene Wissenslücken am besten mit vertrauenswürdigen Quellen, Fachpersonal oder Beratungsstellen in der Klinik.

Kinder und Jugendliche können zudem ganz andere Fragen haben, als Erwachsene sich das vorstellen können. Grundsätzlich sollten Sie diese Fragen beantworten können:

  • Was ist die Krankheit und wie ist sie entstanden?
  • Wie kann sich die Krankheit weiterentwickeln und kannst Du daran sterben?
  • Kann ich die Krankheit auch bekommen; ist sie ansteckend?
  • Wie wirkt sich die Krankheit auf Dich aus?

Für Kinder und Jugendliche ist es oft wichtig, dass sie gerade in (medizinischen) Notfällen wissen, wie sie sich verhalten können. Sollte Ihre Erkrankung beispielsweise epileptische Anfälle im Alltag auslösen, hilft es Kindern sehr, wenn sie wissen, was dann genau zu tun ist um ggf. Hilfe zu holen oder im Notfall auch selbst zu helfen. Legen Sie sich deswegen am besten auch für dieses Thema Antworten bereit.

Tipp 2: Informieren Sie sich darüber, wie Ihr Kind Krankheit versteht

Kinder und Jugendliche verstehen Krankheit mit eigenen Erklärungskonzepten. Jugendliche können Informationen schon ganz gut verstehen und einordnen, aber Kinder brauchen oft Erklärungen und Bildsprache, die auf ihren Entwicklungsstand zugeschnitten ist. Das ist nicht immer einfach.

Hier finden Sie dazu Rat und Informationen

  • Familienorientierte Beratungsstellen, wie Erziehungs- und Familienberatungsstellen
  • Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen
  • Krankheitsspezifische Beratungsstellen
  • Kinder- und Fachbücher

 

Weiterführende Links

In diesem Beitrag erklärt die Autorin, wie Kinder ab 3 Jahren Krankheit und Körper verstehen und welche Denkweisen den Kindern zu Grunde legen.

Die Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung dient eigentlich Fachkräften als Rat, wie Krankheitsinformationen kindgerecht erstellt werden können. Sie ist aber auch für Eltern sehr hilfreich um zu verstehen, wie Kinder Krankheit verstehen. Hier geht es direkt zum Download.

Tipp 3: Überlegen Sie sich, wie Sie Ihrem Kind die Krankheit erklären können

Legen Sie sich nach Möglichkeit schon vor dem Gespräch mit Ihrem Kind Erklärungsmodelle zurecht, mit denen Sie Ihrem Kind die Krankheit erklären können. Hier können auch krankheitsspezifische Kinderbücher Orientierung geben. Wichtig ist zudem, dass Sie mit Ihren anderen Familienmitgliedern darüber reden. Für Ihr Kind ist es wichtig, dass es von allen Familienmitgliedern die gleichen Informationen zur Krankheit bekommt.

Weiterführende Links

Das online Krankheitslexikon der Ernst Freiberger – Stiftung erklärt häufige Krankheiten kindgerecht. Schauen Sie mal hier vorbei!

Tipp 4: Führen Sie die Gespräche unter Berücksichtigung der Wünsche Ihres Kinders

Lassen Sie Ihrem Kind viel Kontrolle bei den Gesprächen. Es kann sein, dass manche Kinder ein längeres, konzentriertes Gespräch möchten, andere stellen ihre Fragen eher zwischen Tür und Angel. Machen Sie aktiv Gesprächsangebote und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind am besten weiß, welche Informationen es wann, wie bekommen möchte.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige hilfreiche Tipps für solche Gespräche mitgeben:

  • Bei jüngeren Kindern sollten Sie sich in einem Gespräch auf einige wenige Informationen beschränken und eher mehrere kürzere Gespräche planen. Jugendliche dagegen können im Gespräch auch mehrere, komplexere Themen verstehen.
  • Es ist in Ordnung, wenn im ersten Gespräch nicht gleich alles besprochen werden kann.
  • Es ist in Ordnung, wenn Sie oder Ihr Kind weinen müssen. Zeigen Sie ehrlich, wie es Ihnen geht, aber versuchen Sie, Ihr Kind nicht mit eigenen Ängsten zu sehr zu überfordern.
  • Es ist in Ordnung, nicht auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Sagen Sie besser ehrlich, wenn Sie etwas nicht wissen, als zu beschwichtigen oder eine Antwort zu erfinden.
  • Auch wenn Sie merken, dass Ihr Kind im Gespräch traurig wird, ängstlich oder fröhlich, sprechen Sie diese Gefühle an, wenn das Kind darüber sprechen will.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind, wenn möglich, nicht nur über die Fakten zur Krankheit, sondern auch darüber, wie es Ihnen geht. Wenn Sie auf Grund der Krankheit oder der Behandlung vermehrt traurig sind, Schmerzen haben oder gestresst und genervt sind, erklären Sie Ihrem Kind, dass diese Gefühle von der Krankheit kommen. Kinder machen sich sonst häufig Schuldgefühle, dass sie selbst schuld an Ihren Gefühlen oder Verhaltensweisen sind.
  • Lassen Sie sich zur Rückversicherung gerne vom Kind erzählen, was für eine Krankheit Sie haben oder welche Auswirkungen es verstanden hat. Ihr Kind gibt Ihnen so den besten Einblick in sein Krankheitsverständnis. So merken Sie, welche Dinge vielleicht doch falsch verstanden wurden.

Tipp 5: Nutzen Sie das Angebot von Beratungsstellen, Ärzt:Innen oder Kinderbüchern

Trotz all Ihres Engagements und Offenheit kann es sein, dass Ihr Kind sich leichter tut, von anderen Menschen mehr über Ihre Krankheit zu lernen. Das sollten Sie zum einen akzeptieren, Sie können es aber auch an einem passenden Zeitpunkt ansprechen und fragen, warum es Ihrem Kind so schwerfällt, mit Ihnen darüber zu sprechen. Womöglich möchte Ihr Kind Sie vor eigenen, negativen Gefühlen oder Trauen schützen. Dann könnten Sie darauf eingehen und beispielsweise erklären, dass Sie sich stark genug fühlen mit negativen Gefühlen umzugehen und es in Ordnung ist, diese zu äußern.

In unserem Krankheitslexikon unten finden Sie zu häufigen Erkrankungen weiterführende Links und Kinderbücher, die altersgerecht informieren.

Krankheitslexikon für Kinder

Hier finden Sie altersgerechte Erklärungen zu häufigen Krankheiten, wie Krebs, Despression oder Parkinson.
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